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Gesprächstipps und Verhaltensempfehlungen

Wenn Sie das Gefühl haben, ein Freund oder eine Angehörige könnte Suizidgedanken haben, sollten Sie es ernst nehmen und wenn immer möglich zum Thema machen. Es stimmt nicht, dass Menschen mit Suizidabsichten sich erst recht etwas antun, wenn man darüber spricht. Im Gegenteil: Betroffene berichten, dass ihre Suizidgedanken abnahmen, nachdem sie mit jemandem darüber sprechen konnten. Sie fühlten sich verstanden und weniger alleine.

Wenn Ihnen jemand seine Suizidgedanken anvertraut, ist es normal, wenn Sie dies belastet und Sie sich unsicher fühlen, wie Sie reagieren sollen. Hier finden Sie neben Tipps, wie Sie das Thema ansprechen können, auch Hinweise, wie Sie reagieren können, wenn Ihnen jemand anvertraut, dass er oder sie Suizidgedanken hat. 

 

Das Thema Suizid ansprechen

Unsicherheit und Befürchtungen sind normal

Themen wie Lebenskrise, Lebensmüdigkeit und Suizidgedanken sind in unserer Gesellschaft noch tabu. Es ist normal und verständlich, wenn Sie unsicher sind, wie Sie Ihre Befürchtungen bezüglich Suizidgedanken bei Ihrem Gegenüber ansprechen können. Viele Menschen mit Suizidgedanken trauen sich nicht, das Thema von sich aus anzusprechen, aus Angst vor Ablehnung oder weil sie niemanden belasten wollen. Indem Sie das Thema von sich aus ansprechen, erleichtern Sie Ihrem Gegenüber, sich Ihnen anzuvertrauen.

  • Sie können sich beraten lassen. Wenn Sie nicht recht wissen, ob und wie Sie etwas ansprechen sollen, können Sie sich anonym und vertraulich von der Dargebotenen Hand (Tel. 143) beraten lassen. Die Beratenden der Dargebotenen Hand sind auf solche Gespräche vorbereitet. Unter den Adressen finden Sie noch weitere mögliche Beratungsstellen.

Vor dem Gespräch: einen geeigneten Rahmen finden

  • Beachten Sie Ihre eigene Stimmung. Suchen Sie das Gespräch nur, wenn Sie sich gut fühlen und Sie die Kraft haben, auch schwierige Dinge zu hören.
  • Nehmen Sie sich Zeit. Falls Ihr Gegenüber bereit ist, sich auf ein Gespräch einzulassen, kann dieses einige Zeit in Anspruch nehmen. Beginnen Sie also nie ein Gespräch, wenn Sie oder Ihr Gegenüber nach zehn Minuten wieder los müssen. Manchmal hilft es auch, einen Termin zu vereinbaren.
  • Wählen Sie einen geeigneten Ort. Sorgen Sie dafür, dass sie ungestört sind (Telefon ausschalten) und sich beide wohlfühlen. Vielen Menschen fällt es im Gehen leichter, über schwierige Dinge zu sprechen. Vielleicht könnte ein Spaziergang eine gute Gelegenheit sein. 

Mit diesem Wissen fällt ein Gespräch leichter

  • Sie müssen die Probleme nicht lösen und können nicht die Verantwortung für das Leben Ihres Gegenübers übernehmen. Die Angst davor, die angesprochenen Probleme gleich lösen zu müssen, oder die Verantwortung für das Leben Ihres Gegenübers zu übernehmen, hält viele von einem Gespräch ab. Die Verantwortung für die Problemlösung und das eigene Leben kann man aber nie abgeben, sie liegt immer bei der betroffenen Person selbst.
  • Es ist o.k., wenn es nicht klappt. Es ist gut möglich, dass Ihr Gegenüber nicht auf Ihr Gesprächsangebot einsteigt. Nehmen Sie die Abweisung nicht persönlich. Vielleicht fühlt sich die andere Person momentan nicht in Stimmung, vielleicht hat sie Angst vor negativen Reaktionen. Versuchen Sie es später wieder.
  • Ein Gespräch verändert nicht gleich alles. Gespräche sind wichtig, aber sie bringen meist keine definitive Lösung. Erwarten Sie von einem Gespräch nicht, dass sich danach alles verändert und gut ist. 

Ins Gespräch einsteigen: So kann es klappen

Es ist wichtig, dass Sie das Thema Suizid explizit ansprechen. Denn nur so können Sie angemessen reagieren und Ihr Gegenüber weiss, dass es mit Ihnen offen über dieses Thema sprechen kann. Wenn Sie unsicher sind oder Ihr Gegenüber nicht überrumpeln wollen, können Sie zuerst sein allgemeines Befinden ansprechen.

Gehen Sie von der eigenen Wahrnehmung und Ihren Gefühlen aus. Zum Beispiel so:

  • «Ich mache mir Sorgen um dich, Du wirkst in letzter Zeit sehr bedrückt.»
  • «Ich stelle es mir als sehr belastend vor, dass deine Beziehung in die Brüche ging. Wie geht es dir dabei?»
  • «Ich habe das Gefühl, dir geht es nicht gut im Moment. Magst du heute oder ein andermal mit mir darüber sprechen?»

Das Thema Suizidgedanken und Suizid ansprechen: Das können Sie sagen

Warten Sie nicht zu lange damit, das Thema Suizidgedanken anzusprechen. Das können Sie sagen:

  • «Du hast in letzter Zeit Dinge geäussert und getan, die mich beunruhigen. Ich habe manchmal Angst, du könntest dir etwas antun. Das macht mir Sorgen und ist mir nicht egal.»
  • «Hast du schon einmal daran gedacht, dir das Leben zu nehmen?»
  • «Ist dein Kummer manchmal so gross, dass du am liebsten nicht mehr leben möchtest?»
  • «Tauchen bei dir manchmal Gedanken an Suizid auf?»

Wie Sie reagieren können, wenn jemand Suizidgedanken äussert

Wenn Ihr Gegenüber Ihnen von seinen Suizidgedanken berichtet, macht das in erster Linie Angst und löst meist grosse Betroffenheit aus. Dieses Verhalten ist jetzt hilfreich:  

Ruhig bleiben. Auch wenn das Gehörte für Sie ein Schock ist: Versuchen Sie möglichst ruhig und gefasst zu bleiben und nicht «auszuflippen». Wenn Sie ruhig bleiben, ist die Chance grösser, dass sich Ihr Gegenüber angenommen und verstanden fühlt, sich Ihnen anvertraut. Wenn Sie panisch reagieren, besteht die Gefahr, dass Ihr Gegenüber sich zurückzieht. Danken Sie Ihrem Gegenüber auch für das Vertrauen.

Einfach zuhören. Nach einem Suizidversuches berichten viele Menschen, ihnen habe jemand gefehlt, der ihnen einfach zugehört und Anteil genommen habe. Zuhören ist jedoch nichts Einfaches. Es hilft, wenn Sie sich vornehmen, dass Sie nachempfinden möchten, was die gefährdete Person fühlt, und Fragen stellen, die Ihnen ermöglichen, die Person besser zu verstehen. Sie können beispielsweise fragen, wann die Suizidgedanken auftauchen, was sie verstärkt, wie lange sie diese Gedanken schon hat, wie stark diese Gedanken im Moment sind, was der Person hilft, die Suizidgedanken in den Hintergrund zu schieben, welche Aktivitäten und Menschen der Person guttun, was sie schon unternommen hat, damit es ihr besser geht.

Nehmen Sie die Aussagen ernst. Versuchen Sie nicht, die Gefühle und Gedanken Ihres Gegenübers schönzureden und nehmen Sie seine Äusserungen ernst. Es stimmt nicht, dass jemand, der wiederholt von Suizid spricht, sich nichts antut.

So viel Unterstützung anbieten, wie man wirklich bieten kann. Sie können davon ausgehen, dass nur schon Ihre Aufmerksamkeit und Bereitschaft zuzuhören eine Hilfe sind. Wenn die Beziehung zu Ihrem Gegenüber stark genug ist und Sie selbst über genügend Reserven verfügen, können Sie auch weitere Hilfestellungen anbieten. Unter Was kann ich tun finden Sie weitere Möglichkeiten, wie Sie einen Menschen mit Suizidabsichten unterstützen können. Etwa indem Sie gemeinsam einen Sicherheitsplan ausfüllen und/oder indem Sie mithelfen, ein Helfernetz aufzubauen.

Auf Fachleute hinweisen. Menschen in suizidalen Krisen sollten sich wenn immer möglich professionelle Hilfe holen. So können Sie dies anregen: «Ich merke, dass du einen Ausweg aus deiner Krise suchst. Aber momentan scheint es dir so schlecht zu gehen, dass dir als Lösung immer wieder Suizid in den Sinn kommt. Das macht mir grosse Sorgen, weil ich fürchte, eines Tages machst du es wirklich, auch wenn du eigentlich gar nicht sterben willst. Ich fände es gut, wenn du dich professionell beraten lassen würdest, wie aus deiner Krise herauszukommen.» Oder kürzer: «Hast du dir schon einmal überlegt, mit einer Fachperson zu sprechen? Ich habe das Gefühl, mit professioneller Unterstützung fändest du einen Ausweg aus der Krise.» Sie können beispielsweise auf die Adressen auf dieser Webseite verweisen oder anbieten, gemeinsam mit Ihrem Gegenüber eine Fachperson zu finden und die Person allenfalls auch zu begleiten. Hier finden Sie Adressen. Einen Psychologen oder einen Psychiater aufzusuchen, ist für viele Menschen mit Scham besetzt, weil das Thema Psychisches Leiden noch immer tabuisiert ist. Machen Sie deutlich, dass Sie es richtig finden, wenn man sich professionelle Hilfe sucht. Sie können beispielsweise sagen: «Suizidgedanken sind ein Begleitsymptom bei grossem seelischen Leiden, wie Fieber bei einer Lungenentzündung. Bei hohem Fieber würdest du ja auch sofort zum Arzt gehen!»

Erfahrenes nur so weit als möglich vertraulich behandeln. Behandeln Sie so weit als möglich alles, was Ihr Gegenüber Ihnen erzählt, vertraulich. Lassen Sie sich aber nie das Versprechen abnehmen, die Suizidabsichten einer Person niemandem zu erzählen. Wenn Ihnen die Thematik über den Kopf wächst oder wenn Sie akute Gefahr sehen, müssen Sie sich an Dritte wenden. Sie können sich beraten lassen, wie Sie vorgehen sollen. Hier finden Sie Adressen.

Was Sie vermeiden sollten

  • Keinen moralischen Druck aufbauen. Aussagen wie: «Stell dir vor, was das für deine Kinder bedeutet.», sind wenig hilfreich, sie setzen Ihr Gegenüber nur noch mehr unter Druck.
  • Keine Ratschläge und schnellen Lösungen. Wir tendieren dazu, immer Lösungen anbieten zu wollen. Aussagen wie: «Führe dir doch einfach alles Gute vor Augen!», führen dazu, dass die Betroffenen das Gefühl haben, man habe ihnen nicht richtig zugehört.
  • Nicht panisch reagieren. Auch wenn das Gehörte Sie tief berührt und Ihnen Angst macht, sollten Sie versuchen, Ihre eigene Befindlichkeit im Gespräch in den Hintergrund zu stellen.
  • Nichts schönreden. Vermeiden Sie Aussagen wie: «Das siehst du aber gar schwarz, das ist doch nicht so schlimm.» Für Ihr Gegenüber ist es schlimm, sonst hätte es keine Suizidgedanken.
  • Nicht gleich von eigenen Problemen sprechen. In der guten Absicht, Verständnis und Mitgefühl auszudrücken, sprechen wir manchmal von eigenen Problemen. Das kann dazu führen, dass sich das Gegenüber nicht ernst genommen fühlt. Wenn Sie selbst ähnliche Erfahrungen gemacht haben, kann es jedoch hilfreich sein, Ihre Erfahrungen zu teilen.
  • Keine Diagnosen stellen. Selbst wenn Sie vermuten, Ihr Gegenüber leide an einer psychischen Erkrankung: Überlassen Sie die Diagnosestellung einer Fachperson! Ihr Gegenüber fühlt sich sonst abgestempelt. Sie können aber sagen: «Ich habe gehört, dass Suizidgedanken teilweise mit psychischen Erkrankungen zusammenhängen. Es wäre vielleicht hilfreich, wenn du mit einer Fachperson sprichst, um herauszufinden, ob das bei dir auch der Fall ist, und wie man das behandeln könnte.» Sie können beispielsweise auf die Adressen auf dieser Webseite verweisen.
  • Drängen Sie Ihr Gegenüber nicht. Gehen Sie mit der Haltung ins Gespräch, dass Sie nicht mehr erfahren wollen, als Ihr Gegenüber bereit ist zu erzählen. Respektieren Sie, wenn die andere Person jetzt nicht mit Ihnen sprechen mag. Sie können es später wieder versuchen. 

Weitere Tipps und Gedanken.

Auf der Website www.wie-gehts-dir.ch finden Sie weitere Tipps für das Gespräch mit Menschen in persönlichen Krisensituationen. 

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